Jetzt DRAN: REITLER - Disco Alemanija
"Disko Alemanija" ist der Titel des neuen REITLER-Albums und es könnte sein, dass sie damit recht haben. Aus Leipzig kommt ein neuer Groove, Disko-Bass trifft auf eine funky Sägezahngitarre. Hier wird zwar Deutsch gesungen, aber mit dem Mittelstands-Indie und BWL-Pop der letzten Jahre hat das nix zu tun. Für gelackt geleckten TikTok-Sound sind die drei Herren Reitler mit ein paar Wassern zu viel gewaschen. Alt genug dafür sind sie ja. Die Songs heißen "Spion für die Sowjetunion" oder "Wir sind alle tätowiert" oder "Carolas Kleid" und beim Hören kommt einem der Gedanke, dass mit denen irgendwas nicht stimmt. Zu tanzbar zum drüber Nachdenken, und wer genau zuhört bemerkt, dass hier die Synapsen nicht geschont werden. Disco fürs Gehirn, hat mal jemand dazu gesagt und das hinkt so sehr, dass es auf jeden Fall als Vergleich durchgeht.
Das musikalische Reservoir, aus dem diese Band schöpft, umfasst mittlerweile fast 40 Jahre. Unglaublich, wie viele stilistische Hakenschläge Torsten Reitler und Peter Krutsch in gemeinsamen Bands und diversen Sideprojekten geschlagen haben. Mit Simon Fagerstedt haben sie einen kongenialen dritten Mann gefunden, der durch die Schule des Funk und Jazz gegangen ist und trotz seiner vergleichsweise jungen Jahre schon einige Klassen übersprungen hat. Auf "Disko Alemanija" präsentieren sich REITLER auf der Höhe ihres Könnens, sowohl musikalisch, als auch textlich. Wer auf der Suche nach tanzbarem Diskurspop mit Haaren auf den Zähnen ist, wird hier auf jeden Fall fündig.